Blei im Trinkwasser – Teil 3 der Reihe „Blei im Korrosionsschutz“

In unserer Reihe „Blei im Korrosionsschutz“ befassen wir uns mit der Bedeutung von Blei für unterschiedliche Fachgebiete des Korrosionsschutzes und den Auswirkungen der Reduzierung von Blei-Grenzwerten auf betroffene Branchen. In Teil 1 der Reihe haben wir Richtlinien und Verordnungen im Zusammenhang mit der Gefahreneinstufung von Blei zusammengefasst, in Teil 2 haben wir das Thema Bleifrei Verzinken genauer beleuchtet. Nun widmen wir uns dem Thema Blei im Trinkwasser.

Einwandfreies Trinkwasser: Vom Wasserwerk bis zum Hahn

Blei im Werkstoff vs. Blei im Trinkwasser

In den vergangenen Beiträgen aus unserer Reihe „Blei im Korrosionsschutz“ sind wir auf die geltenden Blei-Grenzwerte eingegangen. Diese werden oft als maximal zulässiger Gehalt in Masseprozent (Ma-%) angegeben. Für Werkstoffe im Kontakt mit Trinkwasser wurde ein anderer Ansatz für die Reglementierung des Bleigehalts gewählt. Das hängt damit zusammen, dass sich die Blei-Abgabe bzw. allgemein die Schwermetallmigration metallischer Werkstoffe nicht immer proportional zum Gehalt des jeweiligen Schwermetalls in der Legierung verhält.

Daher wird zum Schutz des Trinkwassers die konkrete Bleimigration der jeweiligen Werkstoffe im Kontakt mit unterschiedlichen Trinkwässern bewertet. Für die Prüfung der hygienischen Unbedenklichkeit werden jedoch nicht direkt die Grenzwerte laut TrinkwV als zulässige Maximalwerte herangezogen. Bis auf die Ausnahmen von Kupfer und Zink, dürfen die Werkstoffe nur 50 % des Grenzwertes laut TrinkwV in das Trinkwasser abgeben. Dieser Maximalwert in Höhe von 50 % bzw. im Fall von Kupfer und Zink 90 % des Grenzwertes laut TrinkwV wird als der Parameterwert bezeichnet.

Diese Unterscheidung zwischen Grenzwert laut TrinkwV und Parameterwert für die hygienische Prüfung rührt daher, dass neben der Hausinstallation auch andere Quellen für die Schwermetallmigration in Betracht gezogen werden müssen. Nur die Werkstoffe, die diesen Paraneterwert einhalten, werden für den Einsatz in der Trinkwasserinstallation zugelassen.

Ein zusätzlicher Bewertungsfaktor dient dazu, den Anteil der wasserberührten Oberfläche der Teile aus der Produktgruppe, für die der Werkstoff zugelassen werden soll, an der wasserberührten Oberfläche einer Trinkwasserinstallation einfließen zu lassen. So werden die tatsächlichen Migrationswerte aus der hygienischen Prüfung nach DIN EN 15664-1 mit dem Faktor 0,1 (Produktgruppe B) bzw. 0,01 (Produktgruppe C) multipliziert. Für Rohrwerkstoffe beträgt der Bewertungsfaktor 1. Details zu den Prüfbedingungen und Bewertungsmethoden sind der „Bewertungsgrundlage für metallene Werkstoffe im Kontakt mit Trinkwasser“ des Umweltbundesamtes 4 und den entsprechenden Normen zu entnehmen.

Im Sinne der Gesundheit: Reduzierung des Grenzwertes für Blei im Trinkwasser

Welche Werkstoffe dürfen für Produkte in der Trinkwasserinstallation eingesetzt werden?

Woher kommt Blei im Trinkwasser?

  • Bleileitungen,
  • Verzinkter Stahl (schmelztauchverzinkte Eisenwerkstoffe) und
  • Kupferlegierungen.

Bleileitung war gestern

Verzinkter Stahl in der Trinkwasserinstallation: Teilweise erlaubt aber weitgehend verdrängt

Kupferlegierungen in der Trinkwasserinstallation: Bleifrei ist die Zukunft

  • Kupferlegierungen überzeugen durch ihre Bearbeitbarkeit.
    Die Werkstoffgruppe der Messinge umfasst eine vielfältige Bandbreite an Knet- und Gusslegierungen, die sich je nach Zusammensetzung und Gefügezustand gut kalt- oder warmumformen bzw. gut spanend bearbeiten lassen. Das ermöglicht eine breite Produktpalette von Anbohrarmaturen im Verteilungsnetz über Wasserzähler-Gehäuse, Absperrarmaturen und T-Stücke in der Hauswasserinstallation bis hin zu kleinen Komponenten wie Oberteilen in Mischarmaturen.
  • Kupferlegierungen sind korrosionsbeständig.
    Kupferlegierungen gehören zu den Deckschichtbildnern. Das bedeutet, dass sich im Laufe der ersten Wochen nach der Inbetriebnahme einer neuen Installation eine schützende Schicht aus Kupferoxid oder basischem Kupfercarbonat auf der wasserberührten Oberfläche bildet. Für eine gute Deckschichtbildung ist, neben den Installations- und Betriebsbedingungen, vor allem die Eignung des anliegenden Trinkwassers entscheidend.

Fragen? Wir beraten Sie gerne.

Theresa Klein, CEO CorroConcept

Theresa Klein

Geschäftsführerin

Mehr Beiträge aus unserer Reihe „Blei im Korrosionsschutz“:

Titelbild für den Blog-Beitrag Blei im Korrosionsschutz - Teil 1: Gefahreneinstufung von Blei

Gefahreneinstufung von Blei (Teil 1)

Teil 1 unserer Beitragsreihe „Blei im Korrosionsschutz“ zum Thema Gefahreneinstufung von Blei und geltenden Richtlinien
und Verordnungen

Beitragsbild zum Blogbeitrag Blei im Korrosionsschutz - Teil 2: Bleifrei Verzinken

Bleifrei Verzinken
(Teil 2)

Teil 2 unserer Beitragsreihe „Blei im Korrosionsschutz“ zum Thema bleifrei Verzinken und der Bedeutung von Blei beim Feuerverzinken (Stückverzinken) von Stahl.

Beitragsbild zum Blogbeitrag Blei im Korrosionsschutz - Teil 4: Blei in Beschichtungen

Blei in Beschichtungen
(Teil 4)

Teil 4 unserer Beitragsreihe „Blei im Korrosionsschutz“ zum Thema Blei in Beschichtungen und Sanierung Schadstoff-belasteter Altbeschichtungen.

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